Interview mit dem Sachverständigen für Schall- und Wärmeschutz bei PODUFAL-WIEHOFSKY Generalplanung GmbH.
In jedem Beruf gibt es Bereiche die ein spezielles Fachwissen erfordern. Diese Spezialisierungen können durch gezielte Fort- und Weiterbildungen erlangt werden. Im Bereich des Ingenieurwesens gehört der Sachverständige für Schall- und Wärmeschutz dazu.
Am 1. November 1977 trat die erste Verordnung über den energiesparenden Wärmeschutz bei Gebäuden (Wärmeschutzverordnung – WärmeschutzV) in Kraft. Dass bedeutet, die Energiekosten eines Gebäudes sollten durch bauliche Maßnahmen so gering wie möglich gehalten werden.
Anders verhält es sich dagegen mit dem Schallschutz, der bei Gebäuden mit einer einheitlichen Nutzung nicht notwendig ist, sondern erst bei unterschiedlichen Nutzungen zum Tragen kommt.
Bei PODUFAL – WIEHOFSKY übernimmt diese Aufgabe Detlef Wozny, den wir heute hierzu befragen wollen.
Du bist Statiker und darüber hinaus Sachverständiger für Schall- und Wärmeschutz hier im Haus. Was ist notwendig um diese Qualifikation zu erhalten?
Die Grundvoraussetzung für die Weiterbildung zum Sachverständigen für Schall- und Wärmeschutz, ist die Mitgliedschaft in der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen oder der Ingenieurkammer-Bau Nordrhein-Westfalen und mindestens 3 Jahre Berufserfahrung in diesem Bereich.
Man muss den Nachweis besonderer Kenntnisse im Bereich des Schallschutzes und des Wärmeschutzes erbringen und vor nicht mehr als 18 Monaten ein fachbezogenes Seminar besucht haben.
Des Weiteren reicht man drei eigenständig erstellte Nachweise für den Schallschutz sowie auch für den Wärmeschutz zu konkreten Bauvorhaben ein. Über die Eignung entscheidet dann ein Anerkennungsausschuss der jeweiligen Kammer.
Diese Regelung gilt jedoch nicht bundesweit, sondern ist je nach Bundesland unterschiedlich. Die Weiterbildung ist nicht kammergebunden, die Kurse müssen nur anerkannt sein. Notwendig ist jedoch eine regelmäßige Teilnahme an Auffrischungskursen. Auch in diesem Bereich ändern sich die gesetzlichen Vorgaben und da muss man stetig im Thema bleiben.

Man benötigt also ein solides Grundwissen zu diesem Thema, was für eine Ausbildung hast Du gemacht?
Ich habe Bauingenieurwesen in Minden studiert mit Schwerpunkt konstruktiver Massivbau. Davor habe ich eine Lehre als Maurer gemacht und innerhalb der Lehrzeit an den Wochenenden das Fachabitur erworben.
Neben der Ausbildung das Fachabitur zu erlangen ist nicht einfach, würdest du es nocheinmal so machen und was für eine Aubildung würdest du empfehlen?
Nein, das war eine sehr anstrengende Zeit. Nach der Arbeit wurde gelernt und jeden Samstag hatte ich Unterricht. Da blieb nicht viel Zeit für Freizeit und Party. Aber ich wollte unbedingt noch Bauingenieurwesen studieren und dafür benötigt man das Abitur, daher hieß es, Zähne zusammenbeißen.
Wenn mich heute jemand fragt, würde ich empfehlen, lieber erst das Abitur zu machen, wenn es möglich ist. Eine handwerkliche Ausbildung ist eine gute Grundlage wenn man Ingenieurwesen studieren möchte. Die Erfahrungen die man in dieser Zeit sammelt und das erlernte Handwerk helfen, sich in die theoretischen Ausbildungsinhalte im Studium einzuarbeiten.

Was gehört bei PODUFAL-WIEHOFSKY alles zu deinem Aufgabengebiet?
Neben der Arbeit als Sachverständiger für Schall- und Wärmeschutz mache ich noch konstruktive und statische Berechnungen.
Wie kann ich mir als Laie eine Schall-, und Wärmeschutz-Berechnung vorstellen?
Das ist ein sehr umfangreiches Gebiet, aber ich versuche es mal kurz zu erklären.
Es gibt zwei Arten von Schallschutz, den inneren und den äußeren Schallschutz.
Plant man ein Bauvorhaben, ist im Bebauungsplan geregelt, ob Schallschutz notwendig ist z.B. ist in der Nähe von viel befahrenen Straßen und Bahngleisen Schallschutz unabdingbar. Baut man also in der Nähe einer Bahntrasse ein Büro oder Fabrikgebäude, benötigt man auf jeden Fall ein Schallschutzgutachten.
Wichtig ist die Entfernung des Bauvorhabens zu der Quelle, in unserem Fall den Gleisen. Denn der Schall nimmt in der Entfernung ab. Des Weiteren die Stärke der Schallquelle, also die Anzahl der Züge, die in einem bestimmten Zeitraum fahren. Dazu gibt es Tabellenwerte aus denen man die anzunehmenden Werte ablesen kann. Es gibt Lärmpegelbereiche und Grenzwerte, die nicht überschritten werden dürfen.
Schall breitet sich durch Schwingungen und Druckwellen aus. Eine Möglichkeit der Schalldämmung erfolgt durch Masse, das bedeutet je größer die Masse eines Baustoffes ist, desto höher ist seine Fähigkeit die Schallausbreitung zu minimieren.
Anhand der Werte des verwendeten Materials wird für das zu überprüfende Bauteil (z.B. Wohnungstrennwand / Treppenhauswand / Geschossdecke etc.) ein Rechenwert ermittelt. Dieser wird dann unter Berücksichtigung sämtlicher Flankenübertragungen (Nebenwege) mit den für die jeweilige Situation maßgebenden Grenzwert verglichen.
Für den Schall- und Wärmeschutz gibt es DIN Normen. Für den Schallschutz ist dies die
DIN 4109. Diese wurde vor kurzem überarbeitet und im Juli 2016 veröffentlicht.
Es handelt sich hierbei jedoch nur um den baulichen Schallschutz. Das bedeutet alles was am Bauwerk selber zum Schallschutz beiträgt. Nicht berücksichtigt werden schallschützende Fähigkeiten der Inneneinrichtung. Über Möbel, Akustikelemente oder Vorhänge wird die Ausbreitung des Schalls und die Raumakustik beeinflusst.
Im Gegensatz dazu steht oftmals der Wärmeschutz, denn Wärmedämmung und Schallabsorption sind oft zwei ganz unterschiedliche paar Schuhe.
Material, das Wärme gut speichert, muss nicht zwingend gute Schallschutz-Eigenschaften haben. Man muss also einen guten Konsens zwischen den Anforderungen und Möglichkeiten finden, sonst kommt es im Nachgang schnell zu erhöhten Kosten durch Energieverbrauch oder eine zu hohe Lärmbelästigung mindert die Wohn- bzw. Nutzqualität des Gebäudes.
Das ist im Groben, was Schall und Wärmeschutz ausmacht, Energieeffizienz und Lärmminderung.
Diese beiden Aspekte finde ich immer noch spannend, da sie unmittelbar zur Wohn- und Arbeitsqualität beitragen.

Das hört sich sehr umfangreich an. Benötigt man spezielle Programme?
Theoretisch kann man es auch per Hand ausrechnen, aber das wird natürlich nicht gemacht. Man nutzt speziell auf diese Bedarfe zugeschnittene Programme von spezialisierten Anbietern.
Wie bist du zu PODUFAL – WIEHOFSKY gekommen und wie lange arbeitest Du schon hier?
Ich wollte mich damals beruflich verändern und habe mich auf dem Arbeitsmarkt umgeschaut. Dabei bin ich auf eine ausgeschriebene Stelle als Statiker gestoßen und habe mich beworben. So bin ich zu PODUFAL – WIEHOFSKY gekommen und arbeite jetzt bereits seit 10 Jahren hier im Büro. Die Weiterbildung zum Schall- und Wärmeschutzbeauftragten habe ich in 2007 gemacht und besuche seit dem regelmäßig Fort- und Weiterbildungen um immer auf dem neusten Stand zu bleiben.
Welche Arbeiten machst du nicht so gerne?
Stahlbauzeichnungen gehören nicht zu meinen Favoriten.
Und eine letzte Frage: Was war dein Traumberuf als Kind?
Ich hatte keinen richtigen Traumberuf, wollte aber schon immer etwas konstruktives machen.
Vielen Dank .