Bauen im Winter – Materialien und ihre Eigenschaften bei niedrigen Temperaturen.

Es ist wieder so weit. Nach einem gefühlt nicht enden wollenden Sommer, fallen seit ein paar Wochen die Temperaturen und der erste Schneeregen färbt die Wiesen und Felder ein wenig weiß.
Der richtige Zeitpunkt um einen Blick auf die Bereiche zu werfen, bei denen durch Minusgrade besondere Maßnahmen gefordert sind. Alle Berufszweige mit einem Außenarbeitsplatz sind hier betroffen. Insbesondere die Baubranche ist stark vom Wetter abhängig.

Die Baumittelchemie hat sich verändert.

Vor einigen Jahren war es noch gang und gäbe, Baustellen über die Wintermonate komplett ruhen zu lassen und die Mitarbeiter freizustellen, wenn nicht sogar zu entlassen. Aber nicht weil den Arbeitern auf der Baustelle zu kalt wurde, sondern hauptsächlich aufgrund der Eigenschaften des zu verarbeitenden Materials.
Davon sind wir heute meist weit entfernt, da sich die Baumittelchemie soweit verändert hat, dass der Einsatz von vielen Materialien auch bei kalten Temperaturen möglich ist. Das gilt jedoch nur eingeschränkt, denn ab 5° C abwärts ist trotz allem in den meisten Fällen Schluss, ab da müssen aufwendige Schutzmaßnahmen wie Überdachungen, Abdeckungen und kostspielige Bauheizungen eingesetzt werden um den Arbeitseinsatz möglich zu machen.

Baustoffe haben unterschiedliche Eigenschaften aufgrund ihrer Materialbeschaffenheit.

Rohstoffe wie Holz, Sand, Kies oder Lehm werden oft nicht in ihrer ursprünglichen Form zum Bauen genutzt, sondern zu einfach einsetzbaren Baustoffen wie Ziegel, Beton, Glas oder auch Stahl weiterverarbeitet. Hier gelten qualitative Standards, die über DIN-Normen, gesetzliche Vorgaben und Verordnungen definiert sind. Alle diese Baustoffe haben unterschiedliche Eigenschaften aufgrund ihrer Materialbeschaffenheit. Ein gutes Beispiel ist Beton. Beton ist ein widerstandsfähiger Baustoff, bestehend aus den Einzelkomponenten Zement, Sand, Kies und Wasser. Diese werden im richtigen Verhältnis gemischt, flüssig verarbeitet und bilden im ausgehärteten Zustand zum Beispiel die Sohle eines Gebäudes.
Fallen die Temperaturen und nähern sich dem Gefrierpunkt friert jedoch auch das Wasser im Beton. Das bedeutet, der Beton muss bis zum Zeitpunkt der Verarbeitung ausreichend warm gehalten werden, denn ein Gefrieren des Betons würde zu dauerhaften Schädigungen führen.
Ein Durchfrieren von Beton ist erst nach einer Aushärtungszeit von drei Tagen bei +10 °C ohne Folgeschäden möglich. Bei kalten Temperaturen kommt es zu einer verzögerten Trocknung und der Beton härtet langsamer aus. Die dabei entstehende Wärme nennt sich Hydrationswärme. Diese hält die Temperatur im Bauteil hoch. Hier ist Vorsicht geboten. Ist der Temperaturunterschied zwischen dem Kern des Bauteils und der Oberfläche zu hoch, können durch die entstehende Spannung Risse auftreten. Hierauf haben die Hersteller reagiert und Winterbeton mit unterschiedlich hoher Hydrationswärme entwickelt.
Wer sich intensiver mit dieser Thematik auseinandersetzten möchte, findet hier weitere Informationen.

Beton - Betonieren bei extremen Temperaturen.

Da fällt die Farbe von der Wand.

Nicht nur Beton ist im Winter problematisch zu verarbeiten, auch Putz verändert seine Festigkeitsentwicklung bei Kälte. Dies wiederum kann zu Rissen bei der Trocknung führen, ebenso gestaltet sich die Arbeit mit Farbe schwierig, da sie sich nicht richtig mit dem Untergrund verbindet und wieder von der Wand fällt. Dachpappe wird schlichtweg zu steif und erschwert dadurch die Verarbeitung und auch Mauerwerk kann platzen, diese Liste lässt sich noch um ein Vielfaches erweitern, denn jeder Baustoff muss einzeln hinsichtlich seiner Eigenschaften betrachtet werden.

Spezielle Materialien für den Einsatz in der Winterzeit.

Wie oben bereits beschrieben, gibt es in kalten Monaten die Möglichkeit, durch unterschiedliche Maßnahmen den Baubetrieb aufrecht zu halten.
Zum einen bieten sich zum Beispiel die extra für kalte Witterung produzierten Materialmischungen an, wie der bereits erwähnte Winterbeton.
Zum anderen kann man die Baustelle beheizen. Aufgrund der hohen Feuchtigkeit, die beim Bauen durch das Einbringen von Wasser entsteht, muss ein Gebäude gut gelüftet werden, damit es abtrocknen kann und somit Folgeschäden vermieden werden. Sollte der Bau noch nicht geschlossen, die Arbeiten jedoch weitergeführt werden, besteht die Möglichkeit des Einrüstens und Beheizens des Bauwerkes. Hierbei wird das gesamte Gebäude mit einem Zelt eingehaust und Heizlüfter sowie Entfeuchter aufgestellt. Die Gefahr liegt hier in der möglichen Schimmelbildung, wenn kalte und beheizte Räume nicht ausreichend voneinander getrennt wurden.

Eine weniger aufwendige Möglichkeit bietet sich an, wenn an kalten Tagen ein Baustopp herrscht. Je nach Baufortschritt werden alle Öffnungen am Bauwerk verschlossen und Bauteile und Materialien mit Folien abgedeckt, um sie vor Frost und Feuchtigkeit zu schützen.

Dieser kleine Einblick in dieses vielschichtiges Thema zeigt, dass unter Berücksichtigung der Umstände auch bei ungünstigen Witterungen ein Bauvorhaben weitergeführt werden kann.

Bei Fragen rund um dieses Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Ihr Team von PODUFAL – WIEHOFSKY.